Das Bienenjahr beginnt eigentlich bereits im Sommer, wenn sich die Bienenvölker auf den Winter vorbereiten. Die Königin fängt an weniger Eier zu legen, so dass die Anzahl Individuen allmählich abnimmt. Gegen Ende des Sommers werfen die Arbeiterinnen die Drohnen (männliche Bienen) aus dem Stock, da ihre Aufgabe – nämlich die Begattung von Jungköniginnen – erledigt ist. Über den Winter möchte das Volk keine nutzlosen Paschas im Stock.
Im August und September füllen die Imker ihren Bienenvölkern die Reserven an Winterfutter auf. Ziel ist, dass jedes Volk rund 25 kg Winterfutter auf der hohen Kante hat. In der selben Zeit ist auch die Regulierung der Milben angesagt. Die Anzahl der Varroamilben darf zur Einwinterung nicht zu hoch sein, damit das Volk nicht zu kollabieren droht. Ab zirka Anfang Oktober sind die Sommerbienen aus dem Volk weggestorben und es bleiben noch die Winterbienen. Deren Aufgabe ist es, die Königin über den Winter durchzufüttern und warm zu halten.
In der Zeit von zirka Mitte November bis Ende Dezember sind die Völker brutfrei. Dies ist der beste Zeitpunkt, um die Bienen von der Mehrheit der lästigen Milben zu befreien. In der brutlosen Zeit beträgt die Temperatur im Stock zwischen 15 und 20 °C. Wenn es draussen kalt ist, bilden die Arbeiterinnen eine sogenannte Bienentraube. Die Königin in der Mitte wird schön warmgehalten und die Bienen an der Peripherie der Traube wechseln sich ab. Die Bienen wärmen sich gegenseitig, indem sie mit Zittern ihrer Brustmuskulatur Wärme erzeugen. Ihr Brennstoff ist der Honig – ihr Winterfutter. Im Winter umfasst ein Bienenvolk rund 5000 bis 10’000 Bienen.
Bereits Anfang Januar fängt die Königin wieder mit dem Eierlegen an. Die Temperatur im Brutnest wird auf 35 °C erhöht – egal wie kalt es draussen ist. Das ist eine enorme Leistung, wenn man bedenkt, dass die Honigbienen als Insekten eigentlich wechselwarme Tiere sind, die normalerweise den Winter in einer Kältestarre verbringen. Ohne Volk würde aber eine einzelne Biene sehr schnell sterben.
Bis Anfang April wird die Volksgrösse durch ausschlüpfende Jungbienen laufend vergrössert. Das Volk wird für die bevorstehende Blütentracht stark gemacht. Ab etwa 20’000 Bienen ist ein Volk trachtfähig, d.h. es verfügt über genügend Sammelbienen, die mehr Nektar in den Stock tragen können, als das Volk zur Erhaltung benötigt. Die Bienen beginnen mit dem Aufbauen des Honiglagers. Gleichzeitig beginnt die Königin, Drohneneier zu legen. Nachdem die ersten Drohnen ausgeschlüpft sind, ist das Bienenvolk quasi geschlechtsreif.
Ab Ende April sind die Bienenvölker meist so stark, dass ihre Schwarmlust steigt. Die Ammenbienen ziehen dazu junge Königinnen auf. Kurz vor dem Schlüpfen verlässt die alte Königin mit der Hälfte der Arbeiterschaft den Stock, um ein neues Bienenvolk zu etablieren. Ein Bienenschwarm geht ab. Den verbleibenden Volksteil überlässt sie der stärksten der ausschlüpfenden Jungköniginnen. Ein paar Tage nachdem die Jungkönigin aus ihrer Zelle geschlüpft ist, begibt sie sich an einem sonnigen Tag auf ihren Hochzeitsflug. Sie besucht dabei Drohnensammelplätze, wo sie sich in der Luft von bis zu 20 Drohnen begatten lässt. Danach kehrt sie zu ihrem Stock zurück und beginnt bald mit dem Eierlegen, um das halbierte Volk wieder auf Touren zu bringen. In der Zwischenzeit sammeln die fleissigen Arbeiterinnen Nektar, mit dem sie den Honig herstellen, und Pollen, den sie für die Fütterung der Bienenlarven benötigen.
Im Juni kühlt sich die Schwarmlust der Völker wieder ab. Am längsten Tag des Jahres haben die Bienenvölker ihren zahlenmässigen Höhepunkt mit bis 50’000 Bienen pro Volk erreicht. Die Blütentrachten werden dünner, so dass kaum mehr neuer Honig eingelagert werden kann. In manchen Jahren finden die Bienen im Juli noch Blatthonig. Meistens verzehren die Bienen in dieser Jahreszeit alles, was noch reinkommt, selber. Ab Ende Juli schlüpfen allmählich die Winterbienen aus ihren Brutzellen.